Mehlwürmer im Supermarkt: Jetzt Meatballs und Hamburger aus Insekten kaufen! Kommt's auf euren Speiseplan?
Posted by Startup TV on Dienstag, 22. August 2017
In der Schweiz sind Heuschrecken, Heimchen und Mehlwürmer bereits als Nahrungsmittel zugelassen, jedoch noch nicht in Deutschland. Vorerst sind zwei Produkte erhältlich, nämlich Meatballs und Hamburger. Diese bestehen zum größten Teil aus Gemüse und die verarbeiteten Würmer sind beigemengt. So bestehen die Hamburger zu 31 Prozent aus Mehlwürmern und die Meatballs zu deren 24 Prozent. Die Tierchen werden aus Belgien importiert, was dem CO2-Abdruck eher nicht so zuträglich ist. Essento verspricht aber, langfristig direkt vor Ort produzieren zu wollen. Für Mehlwürmer spricht, dass Insekten ihr Blut nicht erwärmen müssen, weil sie ihre Körpertemperatur der Umgebung anpassen und so siebenmal weniger Energie brauchen – ergo auch siebenmal weniger Futter. Allerdings werden sie mit Getreide und anderen Nahrungsmitteln gefüttert, welche man auch direkt verzehren könnte und was energietechnisch auch am effizientesten wäre. Außerdem kann man auch die aufwändige Verarbeitung kritisieren, denn die Würmer könnten auch einfach direkt so wie sie sind angebraten und gegessen werden. Laut Essento hätten Insekten ein grosses kulinarisches Potential. Coop hingegen meint, dass sich das Produkt vorerst vor allem an Foodies und neugierige Kunden richtet.
Aber warum kamen die Tierchen nicht schon früher in den Handel? die Zulassung ist in der Schweiz schiesslich bereits im Mai erfolgt. Dies liegt vor allem an den Behörden. In Belgien, wo die Würmer gezüchtet werden, ist die Gesetzeslage unklar. Die Insekten dürfen aber produziert werden. Weil die EU aber noch keine generelle Zulassung kennt, ist für einen Import die Qualitätskontrolle nicht gegeben und das hat Essento ausgebremst. Das Startup arbeitet bereits länger mit Coop am Projekt und die Entwicklung der Produkte hat ganze drei Jahre gedauert. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit sagt, dass die Entwicklung von Qualitätsprüfungsmöglichkeiten Zeit in Anspruch nehmen würde und die Herstellung von Lebensmittel komplex sei. Die Startups seien sich dies nicht immer bewusst und verschätzen sich bei diesem Faktor. Die Schweiz habe aber definitiv in Sachen essbare Insekten vorerst nun europaweit eine Pionierrolle eingenommen.
Die Konkurrenz mit dem relativ ähnlichen Namen Entomos hatte ähnliche Probleme. Dort sei auch die starke Währung dazwischen gekommen und man hätte vorübergehend ebenfalls nur importiert. Nun sei die Produktion aufgenommen worden, jedoch dauert die Zucht bis zum brauchbaren Nahrungsmittel-Wurm mehrere Generationen. Der Weg von der Larve zum Wurm nimmt rund drei Monate in Anspruch. Entomos will daraus dann Falafel und Chips herstellen. Somit ist also bald mit mehr Vielfalt bei den essbaren Insekten zu rechnen. Sobald die EU nachzieht, könnte es aber sein, dass die Produktion in der Schweiz preislich weniger gut mithalten kann. Ob dann Essento doch weiterhin auf Importe angewiesen sein wird, werden wir sehen.