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All you need is love – das neue iPhone X

Apple iPhone X

One more thing … Apple stellt das neue iPhone X vor. Wie gefallen euch die neuen Features?

Posted by Startup TV on Mittwoch, 13. September 2017

 

Das UFO ist gelandet. Der neue Campus „Apple Park“ ist ab sofort auch der Ort, wo die neuen Produkte des Konzerns vorgestellt werden. Doch in das Innere des runden Mega-Baus dürfen Journalisten leider nicht, er ist top secret. Der Vergleich verschiedener Medien mit dem Pentagon ist daher nicht ganz unberechtigt. Aber für Besucher wurde ebenfalls geklotzt und nicht gekleckert.

Für nicht geladene Gäste, dem gemeinen Fussvolk, gibt es das neue Visitors-Center – namentlich vor allem Tech-Nerds, welche endlich einen Wallfahrtsort haben. In Wirklichkeit einfach ein herkömmlicher Apple-Store auf dem Gelände von Apple Park. Das UFO kann hier nur aus der Ferne und an einem Maßstabsmodell mittels VR betrachtet werden. Einfach ein sehr stylischer Fabrikladen also.

Für die Medien wird die KeyNote ab sofort im ebenfalls neu gebauten „Steve Jobs Theatre“ inszeniert. Quasi ein kleines UFO vor dem großen UFO. Und nicht etwa im inneren desselben. Und damit sind wir leider auch eigentlich fast schon beim innovativsten an dieser KeyNote, der Architektur des Veranstaltungsortes. Die flache Scheibe des Daches über dem Eingangs-Pavillons wird statisch ausschließlich nur von Wänden aus Glas getragen, was weltweit in dieser Form und Größe einzigartig sein dürfte. Und wer über Glasbau und Sicherheitsrisiken dabei etwas Bescheid weiß, versteht was diesem Gebäude für eine unerhörte Architektur innewohnt. Ganz im Gegensatz zu den neuen Geräten über die wir gleich sprechen. Im Untergrund befindet sich dann der tatsächliche Veranstaltungssaal für die 1000 geladenen Medienvertreter. Alleine die Sitze haben pro Stück 14’000 Dollar gekostet. Im Saal ist ausserdem ein 4K Kino-Projektor installiert, was etwas später in der Show eine wichtige Rolle spielt.

Die KeyNote, welche später online auf der Apple-Seite publiziert wurde, schwärmt darum zu Beginn ganze vier Minuten ausschließlich über den neuen Hauptsitz. Dabei läuft der Song „All you need is love“ im Hintergrund. Man wird scheinbar darauf vorbereitet, dass die Liebe zum Detail und nicht dringend die technischen Neuerungen Inhalt der Präsentation sein werden. Als es still wird im unterirdischen Tempel, ertönt theatralisch die Stimme des verstorbenen Vaters des iPhones. Dem natürlich innovativsten Telefon aller Zeiten.

„Something is transmitted there… We need to be true to who we are, and remember what’s really important to us. That’s what Apple keeps Apple.“

Auch Steve weist hier eher ungewollt auf die Liebe zur Marke hin, welche Fans brauchen werden, wenn sie weiterhin Jünger des Propheten Jobs sein wollen. Tim Cook tritt auf die Bühne und mit gebrochener Stimme, fast schon schniefend, dankt er dem Gründer von Apple. Wie gewohnt, wird die soziale Verantwortung hervorgehoben, diesmal mittels einer Unterstützungskampagne für Opfer von Hurricane Irma auf iTunes. Auch der Hinweis, dass „incredible products“ auf uns warten, darf nicht fehlen. Damit niemandem langweilig wird, gibt’s an dieser Stelle schon wieder Architektur-Werbung. Derweil hat man Zeit, sich schmerzlich an das spitzbübische Gesicht von Steve Jobs zu erinnern, wenn er mit schelmischen Grinsen in den guten alten Zeiten die Zuschauer in seinen KeyNotes immer wieder überrascht hat. Aber wie schon geahnt, leider überrascht heute hier gar nichts. Bis auf das Glas-Pavillon natürlich. Die Texte sind lieblos vom Prompter runter gelesen und die Show haut keinen mehr vom Hocker.

Weiter geht es mit Business-Talk und der Vorstellung des neuen Store-Konzeptes. Die Läden rund um die Welt sollen mehr zu sozialen Treffpunkten einer Stadt werden. Das haben schon andere zuvor versucht. Man soll Konzerte besuchen und Café trinken und dabei konsumfreudig gestimmt werden. Das zentrale Element dabei ist die sogenannte „Piazza“. Ein architektonisch abgegrenzter Bereich, der sich wie ein Dorfplatz anfühlen soll. Außerdem stehen ab sofort Bäume in den Läden. Die Strategie, sich mit anderen Mehrwerten wie Kundenservice, Design und Umweltbewusstsein im Markt etwas unabhängiger von technischen Entwicklungen zu positionieren, kann man verstehen. Auch hier sehen wir eine Diashow zu Architektur (schon wieder) der neuen Konzeptstores in Mailand, Chicago und New York. Beiläufig wird erwähnt, dass mittlerweile rund 65’000 Mitarbeiter in den Apple-Stores rund um den Globus arbeiten. Diese werden neu zum Beispiel auch Lehrer speziell in Sachen Digitalisierung schulen. Wahrscheinlich aber nicht ohne Hintergedanken und natürlich mit Fokus auf die eigenen Produkte. Aber auch das ist nicht neu, Apple war schon in den Neunzigern aktiv in den Schulen.

Die Watch

Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen jetzt endlich die neuen Produkten dran. Die Watch. Neu sei die Apple-Watch, die Uhr Nummer eins unter den Uhren der Welt! Ob das jetzt auf Absatzzahlen oder auf Sympathie oder einem anderen Wert basiert, wird nicht erläutert. Sehr erfreulich ist aber, dass die neue Generation endlich eine eigene SIM-Karte hat und man auch ohne iPhone telefonieren kann. Damit wird es auch möglich, unterwegs Musik zu streamen – eine Schlüsselfunktion. Man braucht, wenn man sie nicht schon verloren hat, nur die neuen kabellosen Kopfhörer und die Uhr. Das größte ist aber, dass die Uhr genau so aussieht wie vorher, aber viel mehr Technik drin hat. Um das zu erreichen, ist zum Beispiel die Antenne für Mobilfunk in das Display integriert. Watches mit SIM-Connect sind mit einem etwas unschönen roten Punkt auf der Krone gekennzeichnet. Dass Apple die bereits existierende Technik für ganz neue Geschäftsfelder nutzen möchte, wird deutlich, als über den Trend Digital-Health gesprochen wird. Die Apple Watch soll schon Leben gerettet haben, zuckerkranken Patienten helfen und neuerdings sogar Herzattacken voraussagen können. Dazu wird eine große Studie mit der Universität Stanford zusammen durchgeführt. So toll diese Möglichkeiten auch sind, so gefährlich erscheinen sie auch. Denn auch meine Krankenkasse wird sich brennend für diese Daten interessieren. Aber ethische Grundsätze oder etwa der Datenschutz werden nicht weiter erwähnt. Auch gab es eine etwas hölzerne Vorführung der Telefonfunktion. Eine Mitarbeiterin stand dabei auf dem Standup-Padelboard in einem See und telefoniert mit dem Padel in der Hand. Somit müsse man quasi nicht mal die Uhr in Richtung Mund bewegen. Ich wette aber, dass jeder zweite sich die Watch vors Gesicht halten und dabei bescheuert aussehen wird. Wie man das besser machen kann, zeigt übrigens das Startup SGNL.

Apple TV

Als nächstes folgt sogleich das aufgemotzte Apple TV. Die Settopbox kann jetzt auch 4K. Dabei kommt der Standard HDR 10 zur Anwendung. Damit wir auch was davon haben und die neue Box kaufen, holt Apple Hollywood an Bord und verspricht, dass alle verfügbaren Blockbuster ohne Aufpreis in 4K erhältlich sein werden. Zusätzlich kommen die nächsten Monate löblicherweise auch Netflix und Amazon dazu und laufen in 4K auf Apple TV. Damit hat man ein brauchbares Alleinstellungsmerkmal geschaffen – ganz nach der Tradition „convenience first“. Damit nicht nur Filmfantasten angesprochen sind, probiert Cupertino auch auf die Game-Möglichkeiten hinzuweisen und stellt das romantische Fantasy-Familienspiel „Sky“ vor.

iPhone 8

Wer bis jetzt noch nicht eingeschlafen ist, der erfährt endlich, dass das neue iPhone aussieht wie das alte und in zwei unterschiedlichen Größen daherkommt. Tatsächlich wird der Prozessor mit einem 6-Core A10-Chip wie gewohnt fast doppelt so schnell wie die Generation davor. Die Hinterseite wird neu wieder wie beim iPhone 4 aus Glas sein. Das hat aber den tollen Grund, dass neu kabellos aufgeladen werden kann. Wow, endlich. Dazu soll mit verschiedenen Dienstleistern wie Flughäfen, IKEA, Kaffees oder Hotels zusammengearbeitet werden. Nicht überraschend wird dabei der meistbenutzte Industriestandard genutzt. Denn sonst müsste man sich die schon angeschaffte schwedische Nachttischlampe neu besorgen. Aufladen geht übrigens auch über eine extra designte Matte, die wie ein Mousepad aussieht und gleich auch Platz für die Watch und die Kopfhörer hat (welche man ja neuerdings ebenfalls aufzuladen hat). Richtig toll wird es aber mit der neuen Kamera. Hier hat man tatsächlich wieder Quantensprünge gemacht. Ein optischer(!) Bildstabilisator verspricht schärfere Bilder. Die Slowmotion wurde verdoppelt – extrem cool. Auch die Software wurde getunt und kann jetzt dank der zwei getrennten Linsen nachträglich Tiefenschärfe verändern. Aber besser man wählt bereits zuvor eines der Profile für die Aufnahme. Speziell Fotos mit einem Studiolook sind mit dem Black-Mode möglich. Wenn also bald alle Fotos mit schwarzem Hintergrund auf Facebook laden, dann wissen wir warum. Und jetzt kommts: was uns wirklich aus den Schuhen kippen soll, ist die konsequente Ausrichtung nicht nur der Software sondern auch der Hardware auf Agumented Reality. Diese Technologie bzw. Anwedungsweise eines Smartphones könnte mit den entsprechenden Inhalten und Funktionen tatsächlich die Technikwelt verändern. Zur Demonstration hat Apple hier leider nur ein trashiges Game zur Hand. Eine virtuelle Sandburg auf einem leeren Tisch und die Spieler bewegen sich dabei etwas strange um den Tisch herum. Schön ist allerdings die intuitive Bedienung, wenn man zum Beispiel näher kommt, dann wird auch der Sound lauter. Das dies aber der wahre Kern dieser KeyNote ist und tatsächlich aufhorchen lässt, ist völlig untergegangen. Vielleicht könnte das auch am vermuteten Batterieverbrauch liegen, denn die mögliche Nutzungsdauer von AR mit dem neuen iPhone wird nicht angesprochen. Die ersten Tests werden es weisen.

iPhone X

Diesmal ist das „one more thing“ nicht das Key-Feature, sondern ein komplett eigenes Produkt. Ja, das geleakte iPhone gibt es und sieht auch so aus wie erwartet. Etwas langweilig nämlich. Das Display geht bis an die Ränder. Davon gibt es aber schon einige am Markt. Das Display ist noch etwas schärfer und hört fantasievoller Weise auf „Super Retina-Display“. Ändern wird sich auch die Bedienung. Da es keinen Home-Button mehr gibt, „swipt“ man mit dem Finger einfach nach oben in Richtung Bildschirmmitte. Das ist so intuitiv gelöst, dass man sich das als bisheriger Besitzer eines iPhones oder als zukünftiger Käufer des iPhone 8 auch wünscht. Ob man dort mit iOS 11 diese Option allerdings erhält, ist fraglich. Auch fehlt nun logischerweise der Fingerabdruckscanner. Dafür kommt ganz großes Kino zum Einsatz, eine Kombination aus Scannern, Infrarot-Scheinwerfern und Sensoren scannen dein Gesicht und entsperren den Home Bildschirm mittels deiner biometrischen Daten. Diese sind in einem separaten Teil des Betriebssystems und nur auf dem Smartphone selber gespeichert. Einrichten geht auch einfach, in etwas so wie man den Kompass kalibriert. Die bessere Frontkamera gleich daneben macht jetzt auch bessere Selfies. Wow. Außerdem kann man übrigens den Gesichtsscanner für animierte Emojis nutzen. Diese heißen nun Animojis. Warum tut man uns das an, warum? Übrigens hat der Scanner ausgerechnet in der Liveübertragung versagt. Apple erklärte später, dass dies eben gerade die Sicherheit beweise. Das Gerät habe hinter der Bühne gelegen und alle Mitarbeiter der Show, welche vorbeigelaufen sind, gescannt und ganz korrekt nicht als Besitzer erkannt und somit just im Moment der Vorführung einen weiteren Scannversuch vorläufig unterbunden. In der Version der KeyNote auf der Webseite ist dieses Malheur aber elegant rausgeschnitten worden.

Fazit:

Apple bringt langersehnte Technologien, welche andere Hersteller schon haben. Weder das Display vom iPhone 8, AppleTV in 4K oder animierte Emojis hauen dich um. Es fehlt einfach der gewohnte Aha-Effekt, den wir einst vom mittlerweile reichsten Konzern der Welt gewohnt waren. Trotzdem beherrscht man die Kommunikation im hart umkämpften Markt der Konsumerelektronik. Während sich die restliche Welt zum Beispiel an der IFA abmüht die gewünschte Aufmerksamkeit zu bekommen, pilgern Journalisten freiwillig ins Silicon Valley um sich, wie ich hier und jetzt, als Medienhure den Doktrin des Apfels zu unterwerfen. Ich geb’s ja zu. Etwas unter den Tisch gefallen ist aber die Revolution Agumented Reality, welche noch nie so konsequent in einem Gerät verbaut wurde. Apple behauptet da, die Zukunft des Smartphones entwickelt zu haben und will die grösste Plattform für AR werden. Da bleibt nur noch zu hoffen, dass wir deswegen auch bald so euphorisch klatschen wie die zahlreichen Mitarbeiter im Saal – was für eine etwas seltsame Stimmung sorgte. Mit Apple Park kommt man dem Klischee einer Sekte nämlich ein ganzes Stück näher. Damit verabschiede ich mit dem Wahlspruch „Das beste iPhone aller Zeiten“ und finde, dass es natürlich etwas besser als der Vorgänger ist. Aber den galaktischen Preis von 1200 Euro dürfte nur noch für ordentlich begüterte Hipster leistbar sein, die anderen kriegen ein aufgemotztes und ganz anständiges iPhone 7 aka iPhone 8. Wo das iPhone 9 geblieben ist, habe ich noch nicht herausgefunden.

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