1Magnosco
“Die größte Herausforderung für Startups ist, die Zeit durchzuhalten, die es braucht, um ein Produkt auf den Markt zu bringen. Das dauert Jahre und ist auch sehr teuer, weil man eben je nach medizinischer Klasse viele Studien durchlaufen muss und Zulassungsverfahren, die nicht für Startups gemacht sind.” erklärte uns die Geschäftsführerin des Startups Magnosco Inga Bergen. Magnosco hat ein Verfahren entwickelt, das eine schnelle Diagnose von schwarzem Hautkrebs ermöglichen soll.
Entstanden ist Magnosco 2014 als Ausgründung des Mittelständlers LTB Lasertechnik Berlin. Nach Jahren der Studien besitzt das Startup nun ein zugelassenes Medizinprodukt. Doch selbst mit den erforderlichen Zulassungen müssen Startups weiter kämpfen. Denn nun kann das Produkt zwar eingesetzt werden, doch ob die Krankenkassen die Behandlung übernehmen steht auf einem anderen Blatt. Doch Inga Bergen von Magnosco möchte nicht allein den Krankenkassen den schwarzen Peter hierfür zuschieben: “Die gesetzlichen Krankenkassen sind ziemlich gut in Deutschland, die wollen unbedingt innovieren, sie sind aber auch an gesetzliche Vorgaben gebunden. Die können nicht einfach etwas frei entscheiden, wie zum Beispiel was im Kollektivvertrag erstattet und aufgenommen wird und da braucht es Anreize von der Politik schneller zu innovieren.”
Mehr über Magnosco und ihr Produkt findet ihr in unserem Artikel.
2Memocorby
Das Startup Memocorby ist in Österreich beheimatet, aber auch in unserem Nachbarland müssen Gründer kämpfen, um sich auf dem stark regulierten Gesundheitsmarkt durchzusetzen. Memocorby will Schlaganfall- und Demenzpatienten helfen ihre Sprache wiederzufinden, dabei setzen sie auf Lerntools die das Gehirn mittels gleichzeitiger visueller, auditiver und haptischer Reize stimulieren.
Memocorby sitzt mit ihrem Startup in Wien, dass sich als internationales Digital Health Hub etablieren will. Viele Startups aus dem Gesundheitsmarkt sind schon jetzt in Wien ansässig, denn die Stadt verfügt bereits über ein Ökosystem im Feld der Gesundheitspflege. In Wien sitzen internationale Pharmakonzernen neben Herstellern aus der Medizintechnik, Vertriebsunternehmen und Dienstleistern. Auch in der Forschung und Entwicklung ist Wien als Standort im Feld international erkannt. Nun entsteht mit dem HealthHubVienna ein international agierendes Startup-Zentrum für den Bereich Life-Sciences. 20 – 25 Startups werden dort pro Jahr dabei unterstützt, den Markteintritt rascher zu bewältigen. Der Hub ist ein gemeinsames Projekt der MedUni Wien, UNIQA und iNiTs, der universitäre Gründerservice Wiens.
Mehr über Memocorby und ihr Produkt findet ihr in unserem Artikel.
3UVisio
Eine Möglichkeit für Startups die strengen Regularien des Gesundheitsmarkts zu umgehen, ist das Produkt sehr auf den Konsumenten auszurichten und damit den Versicherungen und Regulatoren aus dem Weg zu gehen. So macht es auch das niederländische Startup UVisio, die eine App entwickelt haben, die den Nutzer vor zu viel Sonnenstrahlung schützen soll. Die App erinnert den Nutzer, wann er Sonnencreme auftragen soll oder ob er lieber ein schattiges Plätzchen suchen sollte. Für die nötigen Informationen hat das Startup einen kleinen Clip entwickelt, der an der Kleidung getragen werden kann und mittels Sensoren die Sonnenstrahlung und deren Intensität misst.
Die Freigabe von Produkten zur Verwendung durch Patienten und Verbraucher ist viel einfacher als die Freigabe von Produkten die für Ärzte, Kliniken und Chirurgen gedacht sind. Datenschutzgesetze, Anforderungen an die Informationsverwaltung und Anforderungen an die Systemintegration sind in B2B- und Unternehmensumgebungen deutlich höher.
Mehr über UVisio und ihr Produkt findet ihr in unserem Artikel.
4Ava
Die Ava AG wurde 2014 in der Schweiz gegründet und hat Büros in Zürich und San Francisco eröffnet. Ava absolvierte eine einjährige klinische Studie am Universitätsspital Zürich, bevor die Ergebnisse im Juni 2016 auf einer Tagung präsentiert wurden. Ihre Technologie soll Frauen dabei helfen ihre Zyklen im Blick zu behalten, um wissen und entscheiden zu können ob sie verhüten oder schwanger werden wollen. Frauen erhalten mit dem Produkt von Ava, verlässliche Daten über ihre Fruchtbarkeit, über Schwangerschaft und wie ihr Zyklus in das Gesamtbild ihrer Gesundheit passt.
Das Unternehmen, das bisher mehr als 12 Millionen US-Dollar gesammelt hat, führt auch klinische Studien durch, um seine Algorithmen für die Verwendung als Verhütungsmittel anzupassen. Mitgründerin Lea von Bidder hält den Einfluss von Startups wie Ava trotz der Hürden für sehr wichtig, wie sie Forbes in einem Interview verriet: “Die Forschung, die wir als dreijähriges Startup machen, ist wirklich wichtig, weil es so wenig gibt”, sagt sie. “Es ist faszinierend, dass eine kleine Firma das antreibt.”
Mehr über Ava und ihr Produkt findet ihr in unserem Artikel.
5Mira
Das Startup Mira kommt aus Großbritannien und möchte Patienten bei ihrer Physiotherapie durch einen spielerischen Gamification-Ansatz unterstützen. Bereits im Jahr 2014 startete Boris Johnson, der damalige Bürgermeister von London, MedCity, ein gemeinsames Programm zwischen den Universitäten Imperial, Kings College London, UCL, Oxford und Cambridge, um einen Life-Sciences-Cluster im Südosten Englands aufzubauen. Der derzeitige Bürgermeister Sadiq Khan unterstützt Digital Health Startups ebenfalls mit dem Accelerator digitalhealth.london, der 32 Firmen hilft, Technologielösungen für den Gesundheitsmarkt zu entwerfen. MedTech Innovation hat in diesem Jahr bereits Hunderte von HealthTech-Start-ups befragt und stellte fest, dass die Haupthindernisse für den Verkauf neuer Technologien an den britischen National Health Service (NHS) darin bestehen, dass es keine Klarheit über die Beweisführung gibt, unklare Datensicherheitsstandards vorliegen und begrenzte Veränderungsbereitschaft und ein Mangel an digitalen Fähigkeiten in der Behörde besteht.
Mehr über Mira und ihr Produkt findet ihr in unserem Artikel.
6Teleclinic
Die Teleclinic versteht sich als die Schnittstelle zwischen Google und einem Arztbesuch. Dabei soll eine Ersteinschätzung des Arztes ähnlich schnell gehen wie eine Suchabfrage bei Google, verbunden mit den Kompetenzen eines richtigen Arztes und nicht nur dramatischen Foren-Berichten. Doch eine medizinische Beratung über das Telefon anzubieten wird von vielen Ärzten und Versicherungen immer noch kritisch gesehen, was auch Katharina Jünger Gründerin und Geschäftsführerin von Teleclinic in ihrer täglichen Arbeit begleitet: “Der Markt ist eigentlich unterentwickelt. Die Hälfte meiner Arbeit ist Kommunikation mit Ärzten, Krankenversicherungen und Politikern, die dann auch für die ganze Regulatorik verantwortlich sind. Das der Markt so stark unterentwickelt ist, liegt daran, dass er so stark reguliert ist was es wahnsinnig schwer macht für Startups da reinzukommen. Das geht bei Datenschutz los, geht weiter über die ganze Thematik Abrechnung, Berufsrecht bis hin zu Versicherungen vor denen man Angst hat, weil sie so alt und reguliert sind.”
Nach ersten Pilotprojekten in Baden-Württemberg öffnete die Bundesärztekammer den Markt für die Telemedizin. Nun dürfen Ärzte in Deutschland Patienten auch ohne vorherigen persönlichen Kontakt telefonisch oder per Internet beraten, wenn dies medizinisch vertretbar ist. Ein Teil-Erfolg für das Startup. Doch noch sind nicht alle Hindernisse beseitigt, zuvor müssen noch alle Landesärztekammern ihre Berufsordnungen entsprechend ändern.
7ottonova
Mehrere Startups klagten in unseren Gesprächen über die starren und unmodernen Strukturen der gesetzlichen Krankenversicherungen. Obwohl die Geschäftsführerin von Magnosco den Innovationswillen der Versicher anerkannte, sind diese Strukturen doch historisch gewachsen. Was also tun um schnell Innovationen in den Gesundheitsmarkt zu bringen? Die Antwort: Selbst eine Versicherung gründen wie es das Startup ottonova gemacht hat. Frank Birzle Co-Founder & Chief Technology Officer erläuterte uns die Auswirkungen dieser fehlenden Flexibilität des Gesundheitsmarkts: “Es ist ein großes Problem wenn man Innovationen im Gesundheitssystem leisten möchte, findet man sich oft in der Situation, dass man irgendjemand benötigt, der das ganze bezahlt, also ich brauche irgendein Geschäftsmodell. Dafür dann einen Kooperationspartner zu finden ist relativ taff, da man klassischerweise mit Versicherungen oder großen Kliniken zusammenarbeitet. Die sind etabliert, haben meistens langsame und zähe Prozesse und außerdem sind sie sehr risikoavers. Wenn man dann als Startup daherkommt und hat noch keine große Firmenhistorie und hat vielleicht kein großes Funding, dann sind diese Firmen immer sehr skeptisch und eigentlich nicht bereit mit einem als Startup zusammenzuarbeiten.”
8Organ as a Service
Der Name des Projekts der beiden Unternehmen Cellbricks und Intuity Media Lab, trägt den häufig verwendeten Beinamen “as a Service” im Titel. Doch was genau dort als Service angeboten wird klingt abenteuerlich. Das Unternehmen druckt mit 3D-Druckern Gewebestrukturen und will damit komplette Organe nachdrucken können.
In der Medizin hat der 3D-Druck schon eine lange Erfolgsgeschichte zurückgelegt. Hörgeräte und Zahnkronen stammen vielfach längst aus dem Drucker, auch für chirurgische Einmal-Instrumente sowie zur Herstellung von Modellen für das Proben eines Eingriffs wird auf das Verfahren zurückgegriffen. Eine Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young kam zu dem Ergebnis, dass 28 Prozent der Unternehmen aus der Medizintechnik bereits Erfahrungen mit 3D-Druck gesammelt haben.
Durch die rasche Entwicklung der 3D-Drucktechnologie in anderen Ländern gerät der Medizinmarkt in Deutschland unter Druck den Anschluss nicht zu verpassen, den auch für viele der Produkte aus dem 3D-Drucker müssen Zertifizierungsverfahren durchgeführt werden. Prof. Dr. Christian Lüring vom Klinikum Dortmund stellte im Gespräch mit der Computerwoche die Probleme dar: “Wir haben noch keine Langzeiterfahrungen mit den Produkten” Wenn er eine Operation am Knie durchgeführt ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ein Knie-Implantat aus dem 3D-Drucker zum Einsatz kommt. “Etwa 20 bis 25 Prozent unserer Patienten entscheiden sich dafür”, berichtet der Direktor der Orthopädischen Klinik. Ob die 3D-Alternativen wirklich besser seien als die konventionellen Implantate wisse man in etwa fünf Jahren, meint er. Ob man es bei Organen auf einen Praxistest ankommen lassen wird ist aber fraglich. Bis in Deutschland also die ersten Organe aus dem 3D-Drucker in einen menschlichen Körper verpflanzt werden, könnte noch eine lange Zeit vergehen.
9Collabobeat
Das Startup Collabobeat hat kein medizinisches Produkt im Angebot, sondern will mit einer Plattform die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten vereinfachen. Das in Italien gegründete Unternehmen möchte darauf die Informationen, die von Ärzten an Patienten gegeben werden sammeln – wie oder wie oft beispielsweise ein Medikament eingenommen werden soll – sodass die Patienten auch von Zuhause aus diese Informationen nochmals nachlesen können.